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3. Juli 2013, Tag 1, 12.9 km
Biosphäre Entlebuch

"Der Ruf nach Freiheit wird in uns Menschen nie verstummen." Mein Abenteuer beginnt.

Unsere spontane Entscheidung, nun doch bis nach Sörenberg zu fahren, wurde durch das regnerische Wetter bestärkt. Zu steil, zu nass, zu rutschig ist der Abstieg vom Sattelpass. Nicht weniger schön erschien mir die neue Route durch die UNESCO Biosphäre Entlebuch: von Sörenberg über Flühli nach Chreien, Hasle LU.

Kaum in Giswil gestartet, standen wir mit Sisko und allem Gepäck im Schlepptau bei Hornbach in Littau auf dem Parkplatz und starrten ratlos auf die vorderen ultra heissen Bremsen, welche noch am Vortag in der Garage unseres Vertrauens komplett erneuert wurden und nun Rauchzeichen von sich gaben, obschon sie eigentlich gar nicht so beansprucht wurden. Mein Puls schlug bis an den Unterkiefer, gleichzeitig überkam mich eine sich steigernde Unruhe. Und was jetzt?

Zu unserem Glück mussten wir nicht weit fahren bis zur nächsten Garage, wo wir dem Werkstattleiter unsere missliche Lage schilderten, gewürzt mit etwas Dramatik. Es verging etwa eine Stunde, bis wir die Fahrt mit einem anderen Zugfahrzeug fortsetzen konnten. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit sind wir dann nur bis ins kleine Örtchen Flühli gefahren, von wo wir endlich losmarschieren konnten. Sisko war sehr geduldig bei all diesen Erlebnissen bereits am ersten Tag. Da wir nur noch wenige Kilometer bis ins Etappenziel zurücklegen mussten, habe ich mich entschieden, am heutigen ersten Tag alles zu Fuss zu gehen. Gut für Sisko, denn so konnte er sich an das viele Gepäck gewöhnen. André begleitete uns auf den ersten Kilometern und dokumentierte den Beginn unserer Reise.

Der Regen fiel unaufhörlich vom Himmel, und ich holte alles raus an Regensachen. Sisko in einen Poncho gehüllt, ich mit Regenhose und Regenjacke. Meine erste Begegnung an diesem Tag war kurz vor Schüpfheim, wo ein älterer Herr die Strasse vom gemähten Gras befreite. "Wohin denn des Weges, junge Frau?" Ich erzählte ihm kurz und knapp mein Vorhaben, und dass heute die erste von etwa 50 Etappen sei. Ja, geritten sei er auch schon 220 km, früher bei der "Kavallerie", in zwei Tagen, aber 50 Tage lang und das als Frau? Mit Glückwünschen verabschiedeten wir uns voneinander.

Einmal rechts - und wieder zurück, ein zweites Mal rechts - und wieder zurück. Die Bauern ob Schüpfheim lassen ein Queren der Weiden nicht zu. Also runter nach Schüpfheim und anschliessend wieder hoch. Dann ein Tor, so schmal, dass ich Sisko die hinteren Packtaschen abnehmen und er den Bauch einziehen musste, um hindurch zu passen. Zum Schluss der Etappe den Berg hinauf bis nach Chreien, wo ich von Manuela, einigen Reitschülern und einer Hand voll Ponys empfangen wurde. Sisko bekam seinen Platz in einem Stall voller farbiger Pferde.

Ich setze mich mit einer Tasse Kaffee in die Reithalle, wo gerade Reitunterricht stattfindet. Nach der ganzen Aufregung an diesem Tag komme ich zur Ruhe, lausche dem Regen und dem fernen Donnergrollen.

4. Juli 2013, Tag 2, 28.8 km (41.7)
Independence Day, für Lindsay

Am frühen Morgen regnet es noch immer Bindfäden. Ich husche in den Stall hinüber und beobachte, wie Sisko sein Frühstück mampft. Am Vorabend hat sich bei der Sichtung des Kartenmaterials zusammen mit Willi (dem Hofbesitzer) herausgestellt, dass es ein Reitverbot entlang der Emme gibt. Somit musste ich auf eine Route über Doppleschwand und Burgmatt ausweichen.

Kurz nach Hasle LU rollte mir ein Auto mit Nidwaldner Kennzeichen entgegen, eine ältere Frau kurbelte die Fensterscheibe runter und wollte von mir wissen: "Sind Sie die junge Dame, die nach Brandenburg reitet?" "Ja genau, die bin ich". Sie hatte den Artikel in der Neuen Obwaldner Zeitung gelesen und war begeistert, mich hier anzutreffen.

Sisko lief gut und munter voran. Der Weg nach Doppleschwand eröffnete wunderschöne Blicke über die Biosphäre Entlebuch. Im Tal der "Fontanne" blieb die Zeit scheinbar schon vor längerer Zeit stehen. Aufgrund der gelben Wanderwegbeschilderung nach Menzberg sollte der Anstieg auch mit Pferd erfahrungsgemäss kein grösseres Problem darstellen. Zumindest nicht bis zu diesem Gatter mit dem schmalen Durchgang. Diesmal musste Sisko nicht den Bauch einziehen (siehe Tag 1), aber die Öffnung gerade und ohne Schwenk passieren, auch wenn unmittelbar dahinter eine kleine Gruppe Schafe bereits seine volle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

Das zweite Gatter musste ich dann kurzerhand "ausbauen", damit wir unseren Weg nach Menzberg fortsetzen konnten. Dort oben ist normalerweise die Weitsicht wunderbar, heute aber dominierten Nebel und Regen. Trotzdem war dies eine landschaftlich reizvolle Etappe.

Familie Meyer empfing mich auf Ihrem Hof in Hinter-Wellsberg. Sisko wurde im zukünftigen Kälberstall untergebracht, und ich durfte ein Doppelzimmer für mich und André beziehen. Im Gasthaus Mohren weiter unten im Städtli Willisau nahmen wir ein wohlverdientes und wohlschmeckendes Abendessen zu uns.

5. Juli 2013, Tag 3, 28.7 km (70.4)
Für die Flotronler aus Meiringen

Am Morgen hat uns Vinzenz vom Hof Wellsberg noch davor gewarnt, über Schluck nach Vorberg zu reiten, der Bauer sei denn gar nicht gut auf Ross und Reiter zu sprechen. Da wir kein Risiko eingehen wollten, nahmen wir den ersten Umweg des Tages in Kauf. In Willisau, am Tor zum Städtli, konnte Sisko sich am Brunnen ausgiebig "betrinken", bevor es über den Willbrig nach Gettnau und dann Richtung Nebikon weiterging, meistens dem Flüsschen "Luthern" entlang.

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Nach dem kleinen, herzigen Altishofen folgte ein letzter Anstieg, langsam zeigten alle die ersten Anzeichen von Müdigkeit. Am Etappenziel Gishalde in Langnau bei Reiden zufrieden angelangt, konnten wir den Tag in junger Gesellschaft gemütlich ausklingen lassen.

6. Juli 2013, Tag 4, 35.3 km (105.7)
Etappe der drei Kantone

Wir starteten früh in den Tag. Noch nicht lange unterwegs, eilte in Reiden ein älterer Herr heran, der offenbar im Zofinger Tagblatt von uns gelesen hatte und mir noch etwas mit auf den Weg geben wollte. Er drückt mir eine Note in die Hand, sagte: "da kommt es am richtigen Ort an", klopfte mir auf die Schulter und verschwand wieder. Ein unglaublich schöner Moment! Ich steckte die Note in die Spendenkasse und setzte meinen Weg fort über das Reidermoos rauf nach Gigger, und von da in den Wald hinein. Ein bisschen wie im Schwarzwald präsentierte sich die Landschaft zwischen Reiden und Safenwil. Viele Waldweg-Kilometer konnten im flotten Trab zurückgelegt werden. Irgendwo hier passierten wir zudem die Grenze zum Kanton Aargau.

In Linden/Mühlethal fragte ich einen Bauern, ob ich für Sisko Wasser haben könne. Im Laufe unserer Unterhaltung stellte sich heraus, dass er selbst zwei Pferde hat und ausgesprochen tierlieb ist. Er fragte, ob ich auf der Durchreise sei. "Ja, von der Zentralschweiz weiter Richtung Norden." Er entgegnete mir mit einem Lächeln: "Von Ihnen und Ihrem Ross habe ich gelesen, vor zwei Tagen in der Zeitung, das ist eine super Sache." Wir unterhielten uns noch einen Moment über - was denn sonst - Pferde. Zwei grosse Schimmel standen ruhig nebenan, während Sisko das überschüssige Gras beseitigte.

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Hinter Safenwil, nachdem wir auf André mit Bike gestossen waren, gelangten wir in den Kanton Solothurn, wo wir leider auch Siedlungs- und Industriegebiete durchqueren mussten. Das AKW von Gösgen war stets präsent. Auf der vergeblichen Suche nach einem Brunnen beschlossen wir, für Sisko mittels Plastiksack Wasser aus der kanalisierten Aare zu holen, zumal uns zum Abschluss der Etappe noch ein saftiger Anstieg erwartete.

Oberhalb Winznau führte der Weg steil hinauf zur Froburg. Hier wollten wir eigentlich gern ein Panaché trinken, unmissverständlich wurde uns aber klar gemacht, dass man keine scheissenden Pferde auf dem Areal haben wolle. 30 Minuten später war das Etappenziel auf dem Sennhof in Wisen SO dann erreicht. Nach einer Dusche für Mensch und Tier sowie einem Feierabendbier gegen den Durst blieb noch etwas Zeit, die schöne Landschaft hier oben zu geniessen. Die Gastgeber Barbara und Erich waren ausgesprochen herzlich. Nach einer Lasagne liessen wir den Abend in geselliger Runde mit selbstgebranntem Quittenschnaps oder alter Zwetschge ausklingen.

7. Juli 2013, Tag 5, 23.3 km (129)
Auf Jura-Höhenweg durch drei Kantone

Schon nach kurzer Gehzeit holten wir eine 30-köpfige Frauenwandergruppe ein, worauf wir mit zahlreichen neugierigen Fragen eingedeckt wurden. Ein leises Raunen ging durch die Menge, als ich das Ziel meiner langen Reise im Land Brandenburg nannte, damit hatte wohl niemand gerechnet.

Bald danach konnten wir in der Ferne dumpfe Bässe von Technomusik hören. Von da an begleitete uns der Sound irgendeiner ausklingenden Outdoor-Party(nacht), der so gar nicht in die schöne Landschaft passen wollte, eine ganze Weile, während wir praktisch alle 100 m damit beschäftigt waren, Drehkreuze zu demontieren.

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Die Mittagspause verbrachten wir beim Naturfreundehaus in der Schafmatt, wo sich alle Teilnehmer des Charity-Rittes entweder mit Rauchwürsten oder Gras verpflegen konnten. Oberhalb Kienberg erzeugten prall bestückte Chriesibäume in mir einen gewaltigen Appetit auf Kirschen. Kaum hatte ich meinen Appetit wieder gezügelt, präsentierte sich am Strassenrand ein Tischlein mit eben solchen Kirschen, kiloweise portioniert, für fünf Franken zum Mitnehmen. Da musste ich einfach zugreifen.

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Unzählige Kornfelder, Kirsch- und Äpfelbäume säumten den Weg die letzten 10 km hinunter ins beschauliche Wölflinswil, sowie anschliessend wieder hinauf und wieder hinunter nach Herznach, bis zum Löörenhof in Ueken.

Sisko wurde auf der gesamten Strecke immer wieder von Bremsen und Fliegen geplagt, schlug sich aber tapfer, der Kleine.

8. Juli 2013, Tag 6, 25.3 km (154.3)
Auf dem Fricktaler Höhenweg

Die Tagesetappe Nr. 6 führte mich vom Löörenhof nach Hagenfirst/Hettenschwil über das Weinbaudorf Effingen und das Dorf Mandach inmitten des Tafeljuras zwischen Aare- und Rheintal, welches sich an einen 561 Meter hohen Hügel schmiegt, der schlicht "Berg" heisst.

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Schon auf der Karte war sichtbar, dass wir heute viel durch den Wald gehen würden, was uns bei diesen Temperaturen gerade recht kam. So folgten wir immer der Ausschilderung "Sennhütte" und "Bürersteig" auf dem Fricktaler Höhenweg. Immer wieder boten sich mir auf den pferdefreundlichen Wegen wunderschöne Ausblicke über die Aargauer Juralandschaft. Und schliesslich hatten wir auch noch eine Begegnung mit einer Gruppe Gämsen - und das hier! So schön!

Auf dem Valurhof, dem Etappenziel des heutigen Tages, wo derzeit Teenager ein actiongeladenes Reitlager verbringen, komme ich endgültig wieder in der Zivilisation an.

9. Juli 2013, Tag 7, 33.7 km (188)
"Sans papiers" - ohne Papiere

Debora begleitete mich heute auf dieser grenzüberschreitenden Etappe. Sie ist dazu extra aus Meiringen angereist. Schon gegen 10:30 Uhr erreichten wir über Kleindöttingen die Grenze in Bad Zurzach, wo wohl der Deutsche Zoll besetzt war, nicht aber das Schweizer Zollhäuschen, wie sich schnell herausstellte. Und was nun? Ohne Ausreise keine Einreise. Wir mussten unseren Weg trotzdem fortsetzen. Die Zollformalitäten (betreffend Grenzübertritt Sisko) müssen einfach später bei der nächsten Gelegenheit abgewickelt werden...

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Hinter Bad Zurzach bewältigten wir einen weiteren Anstieg und erreichten nach einem völlig zerfahrenen Wander- bzw. Waldweg ein schönes Stück Wiese, welche wir für eine ausgiebige Rast nutzten. An unseren Füssen klebte noch der Lehm vom vorangegangenen Wegstück.

Wir gelangten in das verschlafene Örtchen Küßnach und machten eine lange Trinkpause vor dem letzten strammen Anstieg. Ein gewaltiges Anwesen lenkte unsere Aufmerksamkeit auf sich: goldene Tore, gepflegte Gärten, niemand in Sicht. Auf der gegenüberliegenden Seite eine prunkvolle, riesige Villa sowie schier endlose Pferdeweiden. Ein Stück weiter dann ein himmlisches Stück Buchenwald, das Sonnenlicht streifte sanft den Waldboden, die Vögel gaben ein Konzert - Idylle pur. Im Tal bei Gaißlingen ging stellenweise kein Lüftchen, und wir quälten uns auf dem beinahe endlosen Weg dem "Klingengraben" entlang.

Überglücklich am Ziel angekommen, wurden wir sehr nett von Anna Indlekofer begrüsst. Sie zeigte mir alles für Sisko und verabschiedete sich in die Ferien. Ein langer, heisser und anstrengender Tag neigte sich allmählich dem Ende zu.

10. Juli 2013, Tag 8, 17.3 km (205.3)
Hallauer Rebberge

Avec papiers! Am Zoll in Trasadingen/Erzingen im Klettgau konnte ich endlich alle Papiere für Sisko abstempeln lassen. Unserer offiziellen Einreise nach Deutschland steht somit nichts mehr im Wege.

Wir setzten die Tour in Richtung Hallau fort - bei schon kräftiger Sonneneinstrahlung und geringer Aussicht auf Schatten im Laufe des Tages. Im leichten Auf und Ab führte uns die Route zur nahegelegenen Wanderreitstation "Hohbrugg" zu Peter, wo ich von fünf vertrauten Pferdegesichtern empfangen wurde.

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Sisko wurde ganz lieb von "Jack, dem Brummer" aufgenommen und darf nun in seinen verdienten Ruhetag gehen. In der Zwischenzeit, bis es dann am 12. Juli weiter nach Nordosten geht, müssen alle Sachen gewaschen, das Material geprüft und die deutschen Etappen nach und nach vorbereitet und geplant werden.

12. Juli 2013, Tag 10, 33.4 km (238.7)
Durch den Hegau, für Gerd

Den heutigen Tag möchte ich Gerd widmen. Es war geplant, dass wir ab heute gemeinsam durch Deutschland reiten. Aus gesundheitlichen Gründen musste er leider absagen. Lieber Gerd, ich wünsche dir alles erdenklich Gute!

Sisko kam mir von der Weide entgegen. Die eineinhalb Pausentage haben ihm sichtlich gut getan. Obschon er eine Blessur an der Schulter hat, ist er bei bester Gesundheit.

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Von Hohbrugg ging es über den Schlossranden ins Dostental und weiter nach Merishausen, Opfertshofen und Büsslingen. Am Anfang des Tages führte uns der Weg durch stille Wälder (Sisko legte einen flotten Trab auf den Waldboden), später war die Landschaft geprägt durch zahlreiche Obstbäume und vor allem Kornfelder. Ein laues Lüftchen erleichterte uns die vielen Kilometer an diesem Tag. Immer wieder stieg mir der Duft von Pappeln in die Nase, welche zur Zeit ihre Pollen auf Reisen schicken. Schon von weitem sah ich die Vulkankegel des Hegaus, die mir den Weg zum "Hof Hewenblick" weisten. Toni und Katja haben hier ein Paradies für Pferde und Menschen geschaffen und sind "Rancher" mit Leib & Seele.

Etwas später sitze ich im Saloon, während die Musik von "Der mit dem Wolf tanzt" aus den Lautsprechern dröhnt. Ich schaue hinüber zu meinem treuen, aufmerksamen Begleiter Sisko, der gelassen auf der Weide steht und döst.

13. Juli 2013, Tag 11, 39.2 km (277.9)
Vom Hegau in den Naturpark Obere Donau

Die 11. Etappe sah sehr vielversprechend aus bezüglich Schatten. Nachdem Sisko im ersten Waldstück aber andauernd von unzähligen stechenden Biestern attackiert und geplagt wurde und er sich immer mehr einem Streuselkuchen anglich, bin ich vorerst von der im Wald verlaufenden Route abgewichen, worauf wieder weite Kornfelder dominierten (noch habe ich nicht genug davon).

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Emotional belastete es mich sehr, dass Sisko leiden musste, hatte er doch schon am Vorabend auf der Weide kein Ruhe vor diesen Biestern.

Zu einem späteren Zeitpunkt habe ich es dann nochmals mit Waldabschnitten probiert, mit Erfolg. Die Strecken im Wald kamen mir zum Teil unendlich lang vor, zumal nun schon etliche Kilometer hinter uns lagen. Insgesamt hat sich dieser heisse Tag sehr hingezogen. So war ich froh um jede Begegnung, zum Beispiel mit Heide aus Rottweil, welche ihre Mehrtagestouren mittlerweile mit dem Drahtesel anstatt ihrem Pferd macht.

Auf dem Tipihof in Sauldorf wurde ich sehr herzlich aufgenommen, obschon "die Bude" voll war. Der Frauen-Clan um Anette war sehr nett, ich habe mich sofort wohl gefühlt. Sisko nahm ein Maul voll Heu und driftete dann sogleich ins Land der Träume ab. Ein langer, anstrengender Tag geht zu Ende.

14. Juli 2013, Tag 12, 40.0 km (317.9)
Tag der Düfte; für Christian, den oberschwäbischen Velofahrer

Dass der Tag wieder so lang werden würde, ahnte ich beim Abritt um 7 Uhr noch nicht. Kurz vor Messkirch kam ich mit einem Velofahrer ins Gespräch. Wir unterhielten uns über meinen Streckenverlauf, und er gab mir den Tipp, dass ein Teil des Sigmaringer Forstes, welchen ich durchqueren wollte, eingezäunt sei. Nachdem er mir noch seine Karte mitgegeben hatte, trennten sich unsere Wege. Kurz nach Messkirch traf ich auf einen Förster und dessen Mutter. Da er mir etwas aus seinem Auto zurief, dachte ich schon, dass es Ärger geben würde. "Sind Sie ganz allein unterwegs?" - Puh, Entwarnung. Wir kamen ins Gespräch, und er bot mir Wasser für Sisko an. Ich nahm es dankend an, Sisko lehnte ab. Der Eimer schmeckte ihm dann wohl doch zu sehr nach Rehinnereien vom Vortag. Die rüstige Mutter brachte Sisko eine kleine Schüssel gefüllt mit Haferflocken, gerade mal so gross, dass er sein Maul darin verstauen konnte. So nett!

Auf der ersten, ausgesprochen schönen Streckenhälfte duftete es intensiv nach Blumen, nach Kiefern, nach Kräutern. Auf jedem Kilometer ein bisschen anders. Die Waldpassagen - mal Buchenwälder, dann wieder gemischt mit Kiefern, der Waldboden mit Brennnesseln übersät - waren heute sehr abwechslungsreich, obschon wieder etliche gerade Abschnitte aufeinander folgten.

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Meine Route führte mich nicht wie geplant über Mengen, sondern über Scheer an der Donau, wo ich mir verdientermassen ein Radler einverleibte, während Sisko einen Apfel zermatschte, so wie er es immer macht.

Schliesslich kam ich im "HS-Corral" in Beuren an (eines der ältesten und größten Criollo-Gestüte Deutschlands). Nachdem Sisko untergebracht und versorgt war, durfte ich zusammen mit Sabine im Pickup Truck mit quietschenden Reifen zu den einzelnen Criollo-Herden raus fahren - einfach ein Genuss!

Zwar ist die Etappe von heute die bislang längste, andererseits aber zum Glück auch eine der flachsten bis jetzt.

15. Juli 2013, Tag 13, 21.4 km (339.3)
Vom Naturpark Obere Donau auf die Schwäbische Alb

Ich startete ganz entspannt in den Tag. Im Anschluss an einen Pressetermin mit Carola bin ich dann erst gegen 11 Uhr losgeritten, was mich aber in Anbetracht der vergleichsweise kurzen Etappe nicht weiter beunruhigte. Über Wilflingen und Langenenslingen sind wir über die Stubenhalde ins Friedinger Tal geritten und folgten dem Wanderweg via Grosse Heuneburg nach Upflamör, zur Wanderreitstation "Vöhringers Viecherei". Nach all den Feldern und Wiesen folgte zum Schluss ein konstanter Anstieg durch einen traumhaften Buchenwald. Sisko ging mit gewohntem Antritt den Berg hinauf.

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Auf der gesamten Strecke begegneten wir immer wieder vor- und frühgeschichtlichen Befestigungsanlagen aus der Zeit der Kelten. Brunnen allerdings sind rar gesät, so nehme ich immer öfter meinen Falteimer zur Hand, um damit Wasser aus einem Bach oder Pumpbrunnen für Sisko zu holen.

Dieser durfte auf einer üppigen Weide unter einem riesigen Birnenbaum die Nacht verbringen. Ich wiederum wurde mit einer schwäbischen Spezialität (Maultaschen) von Christine verwöhnt. Als ich zu später Stunde nochmal nach Sisko schaute, kreuzte ich am Ortsausgang von Upflamör eine "Katzenparty" mit etwa zehn "Teilnehmern" - ein lustiges Bild...

16. Juli 2013, Tag 14, 27.2 km (366.5)
Bildungsabend auf der Schwäbischen Alb

Schon bald nach dem reichhaltigen Frühstück stieg mir unterwegs, in Zwiefalten, ein leichter Biergeruch in die Nase. Die Ortschaft liegt eingebettet in die Hügelkette der Schwäbischen Alb und ist bekannt für sein Kloster und Bier.

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Die Route führte mich weiter über verschlungene Wege den Berg hinauf, hinüber ins Schneiders-, Lauter- und nicht zuletzt ins Wolfstal - kleine geschwungene Täler mit zahlreichen Ruinen auf den Anhöhen. Der Tag - landschaftlich sehr ansprechend - zog sich in die Länge. Die Aufnahme auf der Wanderreitstation "Albwege" bei Familie Holzmann in Dächingen (Ehingen) war sehr freundlich und herzlich.

Am Abend war das Haus voll, da der Junior der Familie Geburtstag hatte. Es wurden Gedanken ausgetauscht, es wurde gelacht und mir viel Wissenswertes über die Region vermittelt (Biosphäre, Alblinsen, Themenwege usw.). Der schwäbische Dialekt, welcher hier gesprochen wird, versüsste mir den Abend zusätzlich, neben der netten Gesellschaft. Ein überaus bereichernder Abend!

18. Juli 2013, Tag 16 (366.5 km)
Zwei Pausentage liegen hinter uns

Nach langer und reiflicher Überlegung habe ich mich am 16. Juli dazu entschieden, einen Pausentag (woraus am Ende zwei wurden) einzulegen, sowie anschliessend bis zur nächsten Station zu fahren.

Nach eingehendem Kartenstudium musste ich feststellen, dass die bevorstehenden 60 km praktisch stets an der prallen Sonne und durch stark besiedeltes Gebiet absolviert werden müssen. Von zwei Stationen hatte ich zudem keine Zusage erhalten, und wie sich herausstellte, war die Suche nach anderen Quartieren für die Übernachtung nicht ganz einfach. Bei den derzeit hohen Temperaturen sowie der Vielzahl an stechend-saugenden Parasiten hat es einfach keinen Wert.

Vielen Dank an dieser Stelle an Robert und Martina von "Albwege", die mich an ihrem so tollen, energiegeladenen Ort aufgenommen haben, sowie an Julia (Maultier-Trail), welche mir ihren Anhänger für den Transport zur Verfügung gestellt hat. Nach zwei Pausentagen bin ich mit Sisko ab 19. Juli wieder "on tour", vom Schwarzfelder Hof in der Nähe von Günzburg ausgehend, dem Donau-Tal folgend.

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19. Juli 2013, Tag 17, 35.3 km (401.8)
Donau-Auen und Mais, Mais, Mais

Da ich heute von einem neuen Ausgangsort startete, navigierte ich mittels GPS-Routing. Welche Wege ich letztlich auf der vorgeschlagenen Route wählte, war von der Beschaffenheit dieser Wege abhängig. Wir folgten der Donau wenn möglich durch unbesiedeltes Gebiet flussabwärts und überquerten diese bei Günzburg. Weiter folgten wir dem Kammeltal-Radweg Richtung Offingen. Hinter ausgedehnten Wiesen, Feldern und Auenlandschaften streckten sich von weit her sichtbar die Kühltürme des Kernkraftwerkes Gundremmingen in den Himmel.

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Schatten spendende Bäume waren praktisch nicht vorhanden, dafür Maisfelder in grosser Zahl. Immer wieder versuchte Sisko erfolglos, mit gestrecktem Hals über diese hinweg zu schauen. Bald erreichten wir das Gestüt Wagner in Holzheim, wo ich von Tochter Katrin und einer Schar spontaner Geburtstagsgäste empfangen wurde. Wenig später traf zudem André bei mir ein, welcher mich die nächsten Tage abermals begleiten sollte.

Am frühen Abend besuchten wir den nahe gelegenen Stall, wo uns Ingrid Wagner die New Forrest - Züchtungen präsentierte. Übrigens ist Siskos Mutter auch ein Pony dieser Rasse. Im Anschluss begleiteten wir Ingrid auf eine Rundtour zu den umliegenden Weiden. Jetzt weiss ich wieder ein Stück mehr über meinen bunt gescheckten Begleiter.

Oma Wagner hatte in der Zwischenzeit eine herzhafte Brotzeit zubereitet: Schnitzel und Kartoffelsalat. Den weiteren Abend verbrachten wir anschliessend einige Kilometer von unserer Unterkunft entfernt zusammen mit oberschwäbischen Bayern bei Luigi in "Klein Sizilien" - einer Restaurant-Baracke direkt am Baggersee. Wir waren herzlich eingeladen, mit Ingrid und ihrer bunten Truppe ihren Geburtstag zu feiern. Während die Sonne hinter dem Baggersee verschwand und sich der kitschig verfärbte Himmel auf der Wasseroberfläche spiegelte, luden die "ragazzi" nebenan gerade frisch aus Italien herbeigeführtes Pizzamehl aus einem Transporter. Wir waren echt überrascht, wie authentisch es hier zu und her ging. Als das feine Tiramisu ausgelöffelt und das letzte Schlückchen Grappa getrunken war, zeigte die Uhr auch schon 23:30 an.

20. Juli 2013, Tag 18, 43.3 km (445.1)
Monsteretappe durch das Donauried

Scheinbar endlose Wegstücke. Flimmernde Sommerhitze über den Feldern. Kaum Wald. Vorbei an kleinen bayrischen Dörfern mit Namen wie Wertingen oder Mertingen. Die letzten Kilometer über eintönige, staubtrockene Feldwege trottete mir Sisko mit halboffenen Augen hinterher. Eine gnadenlose Etappe (mit über 43 km die bislang längste), eine Belastungsprobe für uns alle.

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Erleichtert trafen wir gegen fünf Uhr abends bei der Reitschule Schwabhof in Genderkingen ein. Sisko wurde sogleich unter die Dusche gestellt und mit allem versorgt und verpflegt, was sein Herz begehrte. Zum Essen besuchten wir Menschen den schmucken, etwas grösseren Ort Donauwörth am Zusammenfluss von Donau und Wörnitz. Auf der Suche nach einer Gaststätte mischten wir uns unter die grossen Besuchermassen des "Reichsstraßenfestes". Wir entdeckten ein italienisches Restaurant etwas abseits der Festmeile - nach diesem monströsen Tag hatten wir schlicht keine Lust mehr auf Jubel, Trubel und Heiterkeit. Bis zuletzt waren an diesem wunderbaren Samstagabend aber auch hier alle Tische besetzt.

21. Juli 2013, Tag 19, 42.0 km (487.1)
Im Ur-Donautal

Das monotone Donautal konnten wir erst um die Mittagszeit hinter uns lassen. Hinter dem Städtchen Rennertshofen betraten wir wiederum das sich in grossen Schleifen windende Wellheimer Trockental mit seinen Steilhängen, welches vor langer Zeit von der Ur-Donau erschaffen wurde.

Im kleinen Hütting konnten wir alle unseren Durst stillen (krugweise Bier/Radler oder eimerweise Wasser), da - Gott sei Dank - ein Dorffest im Gange war. Einige 100 Meter weiter begegneten wir einer Frau unterwegs zu eben diesem Fest, welche auf ihrer Handfläche gekonnt einen frisch gebackenen Kuchen balancierte. Schade, dass sie uns davon nichts abgeben wollte, nicht einmal gegen Bezahlung...

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Das hübsche Tal verlassend, gelangten wir nach konstantem Anstieg durch einen dicht bewachsenen Wald bald auf eine Anhöhe. Von dort oben führte die Route weitere sechs Kilometer durch Wald und über Felder bis zur Wanderreitstation in Möckenlohe. Wieder waren wir drei k.o. von Hitze und Länge der Etappe. Während Sisko unter seinesgleichen einschlief, schlummerten wir - anstatt in der lieblosen Unterkunft - tief und fest in unserem Zelt.

22. Juli 2013, Tag 20, 19.8 km (506.9)
Dicke Beine in Oberbayern

Schon am Vorabend stellte ich fest, dass Siskos linkes Hinterbein angeschwollen war. Die Ursache war mir jedoch vorerst nicht ganz klar. Am nächsten Morgen sah es nicht wirklich besser aus, und Sisko lief steif.

Da wohl die Hufschuhe Probleme machten (er hatte einen leichten Druck am Fesselgelenk), legte Sisko die ganze Etappe barhuf zurück. Nach einer Weile "on tour" sah das Bein schon besser aus. Wirklich ruhig war ich trotzdem noch nicht, und so warf ich immer wieder besorgte Blicke auf alle Beine.

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Ohne grosse Umwege folgten wir der geplanten Route bis nach Schelldorf zur Wanderreitstation der Familie Obermaier, wo wir mit Kaffee und Selbstgebackenem verpflegt wurden. Bevor André den Weg zurück in die Schweiz unter die Autoräder nahm, besorgten wir für mich bei "Netto" noch ein bisschen Obst für die kommenden Tage.

Siskos Bein war mittlerweile wieder deutlich angeschwollen, zudem hatte er erhöhte Temperatur. Marianne Obermaier willigte ein, dass Sisko anstelle der eigenen Pferde über Nacht auf die Weide darf, damit er ausreichend Bewegung hat...

23. Juli 2013, Tag 21, 34.9 km (541.8)
Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz

Am frühen Morgen fiel mir ein grosser Stein vom Herz: Siskos Bein (siehe Tag 20) war nicht mehr angeschwollen. Somit konnten wir unsere Tour nach dem Frühstück unbeschwert fortsetzen. Leider standen wir schon nach wenigen Kilometern unmittelbar nach der Unterführung der Autobahn A9 sowie der ICE-Strecke vor einem unüberwindbaren Wildtierrost.

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Wir waren also gezwungen, nun ein ganzes Stück dem Wildzaun zu folgen, neben uns die Hochgeschwindigkeits-Bahntrasse von Nürnberg nach München. Wir erreichten das Dörfchen Schönbrunn mit seinem imposanten Schloss und folgten der Strasse weiter nach Zanft. Bei einem Getränkehandel füllte ich meine Wasserflaschen auf, bevor abermals eine neue Route eingeschlagen werden musste. Da viele Wege entweder nicht passierbar oder nicht vorhanden waren, erforderte die Navigation mehr Konzentration als auch schon. Ein kurzer, steiler Abstieg hinunter nach Dietfurt an der Altmühl verlangte unsere gesamte Aufmerksamkeit, da der Waldboden mit Laub überdeckt und somit sehr rutschig war. Ich liess Sisko an der langen Leine selbst den Weg suchen und "rutschte" voraus.

Etwas später gönnten wir uns vor dem letzten Anstieg hinauf nach Mitteldorf zur Familie Staudigl eine Pause direkt an der Altmühl. Wie sollte es anders sein, auch von dieser Familie arbeitet (mindestens) eine Person bei Audi im nahen Ingolstadt.

Heute stellte die Wassersuche für Sisko zum Glück kein Problem dar. Am Nachmittag stand die heisse Luft regelrecht über der Landschaft, und so waren wir froh, als uns ein Dietfurter freundlicherweise einen Eimer Wasser zur Verfügung stellte. Dafür durfte er ein Foto machen. Sisko und ich waren sichtlich erschöpft. Ich fragte mich, unter welcher der aufziehenden Wolken wir vermutlich bald im Regen stehen würden. Ja, es hat geregnet - ein willkommener Sommerregen nach 19 (!) Tagen Sommer-Sonnenschein.

Am späten Abend schaute ich wie immer noch einmal nach meinem "Pferdle", welches neben den beiden Schweinen, den jungen Katzenkindern, den Tauben und all den anderen Tieren friedlich döste.

24. Juli 2013, Tag 22, 32.0 km (573.8)
Mystische Momente auf der Fränkischen Alb

Die heutige Etappe führte durch den Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Gleich zu Beginn habe ich mich entschieden, noch ein Stück dem scheinbar unberührten Laaber-Tal kurz nach Dietfurt/Mitteldorf zu folgen. Die Wolken hingen tief, ein frischer Wind wehte und kein Mensch war in Sicht.

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Da Sisko heute schnellen Schrittes unterwegs war, bin ich am ersten kleinen Anstieg aufgestiegen - und ab die Post Richtung Fränkische Alb (auch Frankenjura genannt). Ich folgte immerzu dem Jurasteig. Bald durchquerten wir einen Wald, der von einer mystischen Stimmung umgeben war. Nur das Summen der vielen fleissigen Bienen erfüllte den Wald mit "Lärm", ab und zu knackte ein Ast unter Siskos Hufen. Ansonsten absolute Stille. Unglaublich. Im letzten Waldstück nach Batzhausen wiederholte sich das Ganze, und wir suchten uns einen Weg durch den stillen Wald. Selten ist auf meiner Reise eine Stunde so schnell vergangen. Die Stimmung ist kaum in Worte zu fassen - so mystisch, so still, so einsam.

Aufgrund der zunehmend schwülen Luft kamen wir dann mit Schweissperlen auf der Stirn bei Hubert auf der Wanderreitstation "Freizeit und Wanderreiten" an. Nach einer Stunde etwa öffnete der Himmel seine Pforten, und es regnete Bindfäden. Ein ordentliches Sommergewitter. Sisko stand wie angewurzelt gegen die Windrichtung auf der Weide und harrte aus - obschon es einen Unterstand gab. Nun, sein Fell ist wieder samtweich. Im Anschluss an das ausgiebige Abendessen neigte sich der Tag bei einem Glas Schlehenwein seinem Ende zu.

Der Tag war also sehr abwechslungsreich. Ich bin begeistert von der Mischung aus Wald, Wiesen, lieblichen Tälern, kaum begangenen Wegen sowie dem schier undurchdringlichen Buschwerk (Sisko steckte einmal bis zum Bauch in Grasbüschen und "grinste").

25. Juli 2013, Tag 23, 28.8 km (602.6)
Frankenjura/Fränkische Alb

Am Vorabend haben Hubert und ich noch über sehr viele Dinge gesprochen, so auch über die Route für den nächsten Tag. Hubert hat mir sehr weitergeholfen. Da von mir eingeplante Stationen keinen Platz für mich und Sisko hatten, musste ich die Route entsprechend anpassen. Mit Karte und Kompass navigierte ich in Richtung Pfeffertshofen, dann zur "Schneemühle" (wo ich einkehrte) und schliesslich weiter zum Reiterhof "Märchenmühle" bei Berg.

Der Morgen war wunderschön, die Sonne ging kugelrund über dem Hof auf und Nebel verbreitete Herbststimmung. Am Horizont erblickte ich einen Wald, der wie eine Krone aussah. "Du musst auf den Wald zureiten, der wie eine Krone aussieht", hatte mir Hubert noch gesagt. Hm, dachte ich, manche Menschen sehen Dinge und andere nicht, aber er hatte Recht behalten.

Über nasse und weiche Wiesenwege kamen wir kurz vor Pfeffertshofen an eine Baustelle. Während uns der erste LKW-Fahrer noch fast umfuhr, stieg der zweite aus und fragte, ob er spenden könne. "Sie sind doch die aus der Zeitung." - "Natürlich können Sie spenden, sehr gern sogar."

Die Region ist nach wie vor sehr schön zum Reiten: Wald und offenes Gelände wechseln sich ab, Ortschaften gibt es zumeist nur kleinere, und auch diese lassen sich leicht umreiten. Kurz vor dem Ziel erblickte ich ein Feuerwehrhaus der freiwilligen Feuerwehr Deinschwang. Dort müsste es auch Wasser haben. Kurzerhand öffnete ein junger Mann den Hydranten, worauf das Wasser wahrlich in Strömen floss. Sisko konnte ausgiebig trinken und bekam ausserdem eine kleine Abkühlung.

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Vom Anblick der vielen Pferde war Sisko ganz entzückt, er konnte sich anfangs gar nicht recht beruhigen, bis dann die Müdigkeit siegte und er friedlich döste. Ich genoss derweil die frischen und reichlich vorhandenen Johannisbeeren, direkt vom Strauch.

26. Juli 2013, Tag 24, 37.4 km (640)
Naturpark Fränkische Schweiz - Veldensteiner Forst, für Hilde vom Kirschstand

Unser Etappenziel ist Pruppach (Gemeinde Hirschbach). Über Dippersricht führte die Strecke durch ein wildromantisches und kühles Tal nach Mosenhof und weiter zum Happurger See. Nach dem Gewerbegebiet Hohenstadt erblickte ich einen Kirschstand. Den langsam aber sicher letzten Kirschen der Saison konnte ich einfach nicht widerstehen. In kürzester Zeit war der zuvor unbesuchte Stand von zahlreichen Leuten umstellt. Ich kann nur die Vermutung anstellen, dass es an uns gelegen hat - wie oft kommt es wohl vor, dass ein Pferd vor einem fränkischen Kirschstand steht?

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Nach einer Pause wanderten wir weiter über Hubmersberg und Hegendorf ins Hirschbachtal, vorbei an den bekannten Klettersteigen "Norissteig" und "Höhenglücksteig". Auch hier wieder eine nette Begegnung mit einem Fahrradfahrer. Die Etappe zog sich in die Länge, und die zunehmende Schwüle machte uns sehr zu schaffen. Schliesslich trafen wir beim "Landgasthof zum Elsabauern" ein. Hier werden wir einen verdienten Pausentag einlegen, was bei den angekündigten Temperaturen von weit über 30 Grad wohl die richtige Entscheidung ist.

Den Abend verbrachte ich in Gesellschaft von anderen Gästen, ich berichtete von meinen Absichten und den nun schon über 600 zurückgelegten Kilometern. Mit Torsten und Alexa (aus dem Schwäbischen) habe ich sehr nette und interessante Gesprächspartner getroffen. Sie beschlossen kurzerhand, dass ich ihre Freundin bin, worauf wir gemeinsam einen Kräuterschnaps mit dem Namen "Hopfen Tropf" tranken. Sisko verbringt die Nacht auf die Weide, ich im Heu.

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Was mir heute einmal mehr aufgefallen ist: Die zum Teil sehr ursprüngliche Landschaft ist überaus reizvoll und stimmt mich sehr friedlich. Verwundert bin ich allerdings darüber, dass meine Grüsse an die vorbeigehenden Menschen in den letzten Tagen oftmals nicht erwidert wurden. Stattdessen starrten mich diese an oder schauten einfach nur, ohne dabei eine Miene zu verziehen.

27. Juli 2013, Tag 25 (640 km)
Pausentag

Heute ist Pausentag. Zeit genug also, einige Dinge Revue passieren zu lassen.

Fresspausen für Sisko mache ich immer dort, wo das Gras möglichst nahrhaft ist, spätestens aber nach etwa 10 bis 12 km. Eine solche Pause dauert rund 20 Minuten. Bei durchschnittlich 30 km pro Etappe machen wir nach ungefähr 20 km ausgiebig Pause, damit Sisko 20 Minuten ruhen und 20 Minuten fressen kann. Ich passe mich diesem Rhythmus an und verpflege mich dann ebenfalls.

Wasser für Sisko finde ich grundsätzlich in Bächen. Seit wir in Bayern unterwegs sind, habe ich sehr selten Brunnen gesehen. Zudem sind diese oft mit "Kein Trinkwasser" angeschrieben. Sehe ich Menschen in ihren Gärten oder Bauern, spreche ich diese an und frage nach Wasser. Meistens wird dieses bereitwillig ausgehändigt. Das Nachfüllen meiner 1.5 L fassenden Wasserflaschen mit Trinkwasser ist an manchen Tagen eine Herausforderung.

Mir ist ferner aufgefallen, dass es in Deutschland (bislang) fast keine Läden mehr in kleineren Ortschaften gibt, wo man beispielsweise Brot oder Obst einkaufen könnte. Ganz selten komme ich an einem Getränkehandel vorbei. Viele Gasthöfe haben geschlossen oder liegen nicht an meiner Strecke. Somit nehme ich mir immer ein Lunchpaket für unterwegs mit. Bietet sich mir eine Gelegenheit für den Einkauf, so nutze ich diese gern.

Ja, es ist heiss. Aus diesem Grund versuche ich, so zeitig wie möglich los zu gehen. Spätestens um 7 Uhr verlasse ich die Übernachtungsstation und erreiche so gegen 15 Uhr das neue Quartier, bevor die Tagestemperatur ihren Höchststand erreicht. Sisko und ich sind seit dem 3. Juli unterwegs. An den ersten beiden Tagen regnete es noch, danach war es trocken und warm, und es wurde immer wärmer. Somit konnten wir uns an die Sommerhitze gewöhnen, wenngleich sie uns manchmal doch sehr zu schaffen macht. Hinzu kommt die schwüle Gewitterluft. Wenn immer möglich kühle ich Sisko mit Wasser ab, er steht brav und geniesst dann die Erfrischung.

Nachdem Sisko in der ersten Woche abgenommen hat (was durchaus normal ist), findet er zu alter Form zurück und hat unterdessen sehr viel Muskulatur aufgebaut. Der Rücken sieht nach wie vor gut aus, und Sisko zeigt hier keine Empfindlichkeit. Das beweist mir, dass der Entscheid für die Sattelunterlage richtig war.

Eine oft gestellte Frage ist: "Tut dir dein Po nicht schon weh?" Ich gehe verhältnismässig viel zu Fuss, an gewissen Tagen bis zu zwei Drittel der Gesamtstrecke - ich kann die Frage also mit "nein" beantworten. Es hat sich so eingependelt, dass ich eine Stunde wandere und eine Stunde reite, je nach Boden und Gelände. Die "Blasenzeit" habe ich überwunden. Bislang hatte ich nur eine einzige Blase, wohl weil ich meine eingelaufenen Wanderschuhe und erprobte Socken benutze. Trotzdem zeigen sich Rötungen am oberen Zungenende, welche aber jeweils am Morgen kaum noch sichtbar sind.

28. Juli 2013, Tag 26, 20.4 km (660.4)
Zu Fuss durch Franken

Ab heute werde ich von Papa auf dem Charity-Ritt begleitet.

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Ich ging mit Sisko um 6:30 Uhr los in Richtung Königstein. Kurz nach dem Ortsausgang galoppierten vier wunderschöne Kaltblutdamen quer über die Weide direkt auf uns zu - die Erde bebte regelrecht bei diesen Massen. Ich musste sogleich an meine liebe Freundin Franziska denken, welche diese dicken Pferde so mag.

Der eingeschlagene Weg führte stetig durch den Herzogwald nach Auerbach in der Oberpfalz, und von dort weiter in den Ortsteil Hammerberg zum Gutshof, wo wir kurz nach 11 Uhr von Katja freundlich empfangen wurden. In seiner grosszügigen, offenen Box fing Sisko sogleich an, sein Heu zu "mampfen".

Die Etappe war angenehm kurz, aber die Bremsen haben uns heute aufgefressen. Da soll mal einer sagen, der Wald sei trocken. Ganz im Gegenteil: üppiger, grüner Bewuchs sowie kleine Biotope hier und da. Da wir schon früh am Tag am Übernachtungsort waren, beschlossen wir, nach Auerbach zu fahren.

Bald folgten wir einem Hinweisschild und landeten schliesslich auf einem Turnier des Reitclubs Auerbach, wo wir uns zwei Springprüfungen anschauen konnten. Das waren noch Zeiten, als ich mit dem "Alten" und "Flair" an Turnieren teilgenommen habe. Ich musste an dieser Stelle an meine damaligen Weggefährten Emmo und Karl denken.

29. Juli 2013, Tag 27, 30.0 km (690.4)
Verregnetes Frankenland

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Später als gewohnt starteten wir an diesem verregneten Morgen bei angenehm kühlen Temperaturen. Für einmal konnte ich das gesamte Fliegenschutz-Zeug weglassen, vorerst. Die Wolken hingen den ganzen Tag tief, so auch die tropfnassen Äste in den Wäldern - auf "Duck-Dich-Niveau". Die Wege musste ich heute wiederholt erahnen, sowohl auf dem Feld als auch im Wald.

Sisko war immer guter Dinge und folgte brav meinen Richtungsanweisungen - fast immer. Einmal hinterfragte er diese recht hartnäckig, da ihm der Boden unter den Füssen dann doch zu weich war. Ein bekanntes "Problem", was sich jedoch von selbst löste, da keine 50 Meter weiter ein Zaun den Weg versperrte. Die heutige Etappe hat sehr viel Freude gemacht, was wohl nicht zuletzt dem Wetter zuzuschreiben ist. Zudem gelangen wir nun langsam wieder in hügeliges, interessantes Gelände.

Das Quartier auf der Reitanlage Plössen bei Manfred Danilewski hatte ich kurzfristig organisiert. Sisko freute sich über einen ruhigen Stall mit guter Atmosphäre und viel Futter. Papa und ich kamen in der Fliegerschänke unter, unweit vom Stall.

An dieser Stelle möchte ich erneut all denen ein grosses und herzliches Dankeschön aussprechen, die bislang so bereitwillig geholfen, Unterstützung geboten und auf Ihre Einnahmen verzichtet haben!

30. Juli 2013, Tag 28, 26.1 km (716.5)
Region Ochsenkopf, von Plössen nach Fichtelberg

Siskos Hufe wurden heute abermals gepflegt, zudem sind endlich seine neuen Schuhe eingetroffen. Aufgrund der zu starken Reibung an den Fesseln nach 600 km Strecke habe ich mich für den Wechsel auf die schon zuvor getesteten "Renegades" entschieden, da diese mit einem anderen System am Huf befestigt werden.

Nach der Durchquerung von Bachläufen und Überquerung kleiner rutschiger Brücken führte uns der Weg hinauf auf den 818 m hohen Geissberg. Wir mussten also gut 400 Höhenmeter überwinden. Vorher genossen wir allerdings eine Pause mit toller Weitsicht.

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Die Strecke hinauf und wieder hinunter haben wir ohne jegliche Begegnung absolviert. Es war still, und es hat geregnet, so heftig, dass wir unter einer grossen Buche Schutz suchten. Die gesamte Region scheint ein Mekka für Wintersportler und Biker zu sein, etliche Hinweistafeln und Schilder deuten darauf hin. Nachdem wir ein Stück quer durch den Wald über unzählige, den Weg versperrende Baumstämme zurücklegen mussten, erreichten wir den kleinen, beschaulichen Ort Fichtelberg, wo wir auf der "Pinewood Ranch" in einer Blockhütte bzw. im Stall Unterschlupf fanden. Mit den vielen Fichten ist es hier ein bisschen wie in Kanada. Die Grillen zirpten, während es noch immer vom Himmel tropfte... schön!

31. Juli 2013, Tag 29, 29.8 km (746.3)
Am Rande des Fichtelgebirges

Mit einem reichhaltigen Frühstück im Bauch starteten wir gut in den heutigen Fichtelgebirge-Tag, dem traumhaft idyllisch gelegenen, von einem Moorgebiet umgebenen Fichtelsee entlang.

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Von Beginn an begleiteten uns die Markierungen des "Fränkischen Gebirgsweges". Ein Drittel der Tagesstrecke führte durch Fichtenwälder zumeist auf Schotter- oder Kieswegen. An der "Torfmoorhölle" vorbei gelangten wir zur Saalequelle. Vier Flussquellen entspringen hier in der Region. Immer wieder tauchten schön angelegte Picknickplätze auf, kein Wunder also, dass die Region bei Wanderern und Bikern sehr beliebt ist. Gesehen haben wir aber nur einen einzigen Tourenfahrer, der jedoch Teerstrassen bevorzugte, sowie später noch vier Wanderer. "Schneeberg" und "Ochsenkopf" heissen die bekannten Ausflugsberge, welche sich grosser Beliebtheit erfreuen.

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Auch zum Reiten war die Etappe sehr schön, und wir konnten des Öfteren einen Gang höher schalten. Am Ziel bei Reinhard Schaller von "Wanderreiten Hochfranken" bei Münchberg wurde Sisko ein schönes Stück Wiese mit angegliedertem Stall zugeteilt. Das war nun genau das Richtige für ihn: Gras und Heu à discrétion. Natürlich wurden auch wir Menschen von Ilse und Reinhard nett umsorgt.

1. August 2013, Tag 30, 36.8 km (783.1)
Zum Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien, für alle Schweizer Spender

Im Anschluss an das Fotoshooting für Reinhard Schaller führte uns der Weg über Wiesen in den Wald hinein dem Ort Hallerstein entgegen, von wo aus wir eine tolle Aussicht geniessen konnten. Kurz hinter Martinlamitz machten wir eine ausgiebige Mittagsrast und - es ist einfach so über uns gekommen - ein kurzes Nickerchen...

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Im leichten Auf und Ab wanderten wir weiter durch den Wald, und zwar nicht auf diesen endlosen Schotterpisten, sondern auf schönen, naturbelassenen Waldwegen, welche allerdings zum Teil seit längerer Zeit nicht mehr bewirtschaftet wurden. Und so kam es, dass nicht mein "Gefährt" bockte, sondern Papas Drahtesel, und ihn beinahe abwarf. Ich musste lauthals lachen, da das Bild, welches sich mir bot, äusserst amüsant war.

Andere Waldwege entpuppten sich als Brombeerstrauch-Fallen (und da durchreiten macht keinen Spass). Nachdem wir die Ortschaft Pilgramsreuth erreicht hatten, mussten wir leider nun doch wieder den endlos langen Schotterpisten bis nach Ludwigsbrunn folgen. Da wir erst nach 8 Uhr heute Morgen gestartet sind, kamen wir erst gegen halb sechs Uhr bei Eva in Ludwigsbrunn auf der sympathischen Station "Wanderreiten Bayern Böhmen" an. Während wir duschten, erblickten fünf süsse kleine Katzenkinder das Licht der Welt.

Eva ist begeisterte Kutschenfahrerin, vor welche sie in der Regel ihre "Huzulen" spannt. Das Glück war heute auf meiner Seite, denn Eva's Schwester Nina ist Hufschmiedin. Im Laufe des Tages habe ich mich nämlich entschieden, Sisko vorne beschlagen zu lassen. Leider funktioniert es mit den Hufschuhen nicht mehr. Eva und Nina erwiesen sich als sehr angenehme und sympathische Gastgeber, und wir verbrachten nach getaner Arbeit den Abend in sehr lustiger und geselliger Runde.

2. August 2013, Tag 31 (783.1 km)
Pausentag vor den Etappen durch das Erzgebirge

Da Sisko am Vorabend beschlagen wurde, habe ich beschlossen, ihm einen Pausentag zu schenken sowie mit dem Anhänger bis nach Erlbach (OT Eubabrunn) zu Tilo Adler fahren. Doch vorher wurde ich von Eva zu einer spontanen Kutschfahrt rund um das Dreiländereck eingeladen. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann ich das letzte Mal auf einem Kutschbock gesessen habe...

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Ab heute befinden wir uns auf Sächsischem Landesboden. Mir war bekannt, dass dieser nicht leicht zu bereiten ist. Dass es allerdings so kompliziert werden würde, hätte ich nie für möglich gehalten. Ich bin deshalb Steffen Schlott vom VFD Sachsen sehr dankbar, da er mich in dieser Hinsicht grossartig unterstützt hat. Danke Steffen (Mann mit der Fahne)! Der Verband sponsert mir die nötigen Plaketten (übrigens bin auch ich Mitglied beim VFD). Ein Dank geht an dieser Stelle auch an den Staatsbetrieb Sachsenforst, welcher meinem grenzüberschreitenden Ritt positiv gegenüber steht.

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Nach erfolgter Plaketten-Übergabe sowie dem Austausch von Karten und weiteren Einzelheiten zu meinem Vorhaben wurde ich von Familie Adler, die Sisko und mich spontan und sehr nett aufgenommen hat, mit einem Abendbrot verköstigt. Bald danach legte ich mich müde ins Bett.

3. August 2013, Tag 32, 24.8 km (807.9)
Vogtland

Ich verabschiedete mich von Familie Adler und ging vom kleinen, beschaulichen Ort Erlbach nahe der tschechischen Grenze den stetig ansteigenden Weg hinauf zum "Spornreuth" oberhalb von Goppelsgrün. Der anfangs befestigte Weg wurde immer wilder, bis wir schliesslich vor einem Kuhzaun standen. Darauf folgte ich einem Weg, welcher weder auf der gedruckten Karte noch in meinem GPS-Gerät eingetragen war, was sich als richtige Entscheidung heraus stellte, denn dieser mündete kurz vor Oberzwota in eine Fernreitroute. Ich beschloss, der Route bis Kottenheide zu folgen, zumal das Reiten auf solchen Fernreitrouten erwünscht ist. Oben auf dem "Wolfsberg" machten wir einen längeren Halt. Das Teilstück bis zur Talsperre "Muldenberg" war weniger spannend - einmal mehr schnurgerade verlaufende Waldwege. Kurz vor der besagten Talsperre kamen mir drei Biker entgegen, die von mir den Weg zum "Sauteich" wissen wollten. Ich muss bei diesen Herren wohl den bleibenden Eindruck hinterlassen haben, dass die Kombination "Frau und Technik und Kartenlesen" durchaus funktionieren kann.

Es folgte ein weitaus interessanteres, sehr attraktives Wegstück von der Talsperre bis zu meinem Etappenziel in Hammerbrücke. Ein grün markierter Wanderweg schlängelte sich entlang der "Muldenwiesen" und des "Oberen Flossgrabens" nach "Rissbrücke" und hin zu den "Rissfällen". Ein wunderschönes, liebliches Wäldchen öffnete sich vor mir.

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Als heikle Stelle erwies sich die Überquerung der Bahnlinie, da der unbeschrankte, signallose Übergang zusätzlich mit Engpässen aufwartete. Ein gutes Gehör war also gefragt - und dann schnell rüber. Kurz vor dem Tagesziel gönnte ich mir noch ein Radler in der "Bauernschänke". Da wir schon gegen 14 Uhr an unserem Ziel bei Maika Voigtmann in Hammerbrücke ankamen, steht Sisko nun auch genügend Erholungszeit zur Verfügung, bevor wir morgen dann erst so richtig das Erzgebirge "erklimmen".

4. August 2013, Tag 33, 32.6 km (840.5)
Naturpark Erzgebirge-Vogtland

Die Welle der Hilfsbereitschaft und Unterstützung der letzten drei Tage ist kaum in Worte zu fassen und macht mich sehr glücklich. Das zeigt mir, dass es Leute gibt, die - so wie ich - für andere einstehen.

Sonntagmorgen, 7 Uhr: ich marschierte von Hammerbrücke los. Weit und breit keine Menschenseele zu sehen, nur das dumpfe Hufgetrappel von Siskos bedächtigem Schritt war zu hören. Wir gelangten nach Schneckenstein, wo sich der gleichnamige Fels "Schneckenstein" befindet, der einzige sogenannte "Topasfelsen" Europas. Von dort führte die Route weiter nach Mühlleithen und auf den Kammweg. Kurz nach der Kammhütte erreichten wir die tschechische Grenze. Wir folgten dem Wegverlauf nach Osten und wanderten auf Wegen mit Namen wie "Schwerdtweg", "Flössweg" oder auch "Hirschleckenweg". Unmittelbar rechts von uns lag nun für die restlichen 20 km Tschechien, Grenzpfosten wiesen immer wieder darauf hin.

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Die Landschaft wechselte zwischen Misch- und Nadelwäldern, dann wieder ein Hochmoor und Wiesenlandschaften, durchzogen von zahlreichen kleinen Bächen. Zum Teil bewegten wir uns auf dem Europäischen Fernwanderweg.

Von fern hörte ich Donnergrollen, welches immer näher kam. Wo kann man nun hin, wenn man sich bekanntlich nicht im Wald und unter Bäumen aufhalten soll, sich aber gerade mitten im Wald befindet? Ich hätte Sisko in den Graben stellen können, der rechts von uns verlief. Dann entschied ich mich aber, einen kleinen Abstecher in das nächste Örtchen Weitersglashütte zu machen. Ich nutzte die Gelegenheit und machte eine Rast, ein Wanderer aus Bayreuth setzte sich dazu, und wir berichteten uns gegenseitig von unseren Erlebnissen. Das grosse Gewitter blieb vorerst aus, es zog nur ein kurzer Regenschauer vorbei. Glück gehabt.

Den Kleinen Kranichsee passierend kam ich schliesslich in Jugel bei Johanngeorgenstadt an. Dort fand Sisko auf der Weide von Familie Stein einen Platz neben vielen anderen Pferden und Federvieh, und ich kam bei Frau Bartel unter.

5. August 2013, Tag 34 (und 35), 30.4 km (870.9)
Im Erzgebirge, für Sindy

Der Tag startete atemberaubend im Erzgebirge.

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Es war ein Tag des Auf und Ab, 100 Meter hinunter nach Johanngeorgenstadt, wo ich mich mit einem frisch gebackenen Rhabarberkuchen und Milchkaffee eindeckte. Dann 200 Höhenmeter den Kammweg hinauf zum Hochmoor, nach "Halbe Meile", wo ich mich mit einem Güstrower Ehepaar unterhalten und ausgetauscht habe. Weiter nach Rittersgürn, wieder hinunter. Von dort folgte ich der Reitroute - naja, ich versuchte es zumindest. Nach Rittersgrün war keinerlei Beschilderung zu finden, zudem stellte sich die ausgeschriebene Fernreitroute als Asphaltstrasse heraus, gesamthaft etwa 10 km bis Crottendorf. Katastrophal, wenn man sich vor Augen führt, dass es sich ausdrücklich um Reitrouten handelt. Zudem fehlte es an Möglichkeiten, das Pferd irgendwo anbinden zu können, auch die vorhandenen Bäche waren praktisch unzugänglich. Meiner Meinung nach besteht hier ein gewisser Nachholbedarf. Schade, die Region ist zwar traumhaft schön, aber den Reittouristen werden hier meiner Meinung nach buchstäblich Steine in den Weg gelegt.

Am "Willi Brunnen" habe ich dann Sindy und Nicole getroffen, worauf wir gemeinsam die letzten Kilometer bis zum Etappenziel (Sindy's Bauernhof) geritten sind. Sindy hat hier in Crottendorf ein kleines Paradies geschaffen. Unter einem alten Apfelbaum unterhielten wir uns über den Hof, den Ritt und über das Leben.

Sisko und ich werden hier einen Tag ausruhen, und die Tour dann am Mittwoch Richtung Dresden fortsetzen. Sindy, Nicole, Oma Traudel und alle anderen auf dem Hof sind eine echte Bereicherung, und ich bin sehr dankbar, dass ich sie kennen lernen durfte.

7. August 2013, Tag 36, 36.7 km (907.6)
Obererzgebirge, für Donald

Nach dem gestrigen Pausentag mit der morgendlichen Unterhaltung durch Lilly Jo und Julie Sue, der tollen Verpflegung durch Oma Traudel zum Mittag (Kohlroulade) und dem gemütlichen Beisammensein am Abend, wurde ich heute bis kurz vor Neudorf von Sindy und ihrer Donna begleitet. Zum Abschied kullerten dann noch die Tränen. Wir winkten einander zu, bis wir schliesslich beide am Horizont verschwanden.

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An diesem zeigte sich der Fichtelberg - mit seinen 1214 Metern der höchste Berg der ehemaligen DDR. Von Neudorf folgte ich der Reitroute zur Talsperre Cranzahl und weiter zum Bärenstein. Dort näherte sich ein Forstfahrzeug und hielt neben mir an. Ein Mann stieg aus: "Guten Tag, haben Sie eine Plakette?" "Ja, an meinen Satteltaschen", erwiderte ich. "Gut!", sagte er und stieg wieder in sein Auto…

Eine Stunde später habe ich Donald (ehemaliger Studienkollege aus Dresden) in Königswalde getroffen. Er begleitet mich für die nächsten eineinhalb Tage. Kurz nach dem Ort machten wir unsere Mittagsrast und assen uns an den Leckereien satt, welche Donald aus seinem Rucksack zauberte. Wir wollten gerade unsere Sachen zusammenpacken, als Sisko plötzlich in Panik geriet. Er muss wohl die unterwegs gesammelten Äpfel im Falteimer gerochen haben. Beim Versuch, an diese zu gelangen, blieb er hängen und riss die Satteltasche sowie den Eimer samt Verankerung aus dem Sattel. Gut, dass ich die gerissenen Teile schnell ersetzen und austauschen konnte. Nachdem ich am Vortag auch schon das Knotenhalfter zusammenflicken musste, hatte ich mittlerweile etwas Übung und auch schnell eine Idee für die Reparaturen.

Nach dieser Aufregung wanderten wir weiter Richtung Mauersberg - auf asphaltierten Fernreitrouten und Grobschotterpisten - und dann ostwärts zum Tagesziel nach Grossrückerswalde, zum Reiterhof Schaarschmidt.

Die Etappe war echt schön: ein laues Lüftchen wehte, und immer wieder durften wir tolle Aussichten geniessen. Nach gut 20 Kilometer Fussmarsch ab Königswalde waren wir dann aber doch glücklich über die Ankunft am Hof. Donald erfreute sich am Erlebnis, mit dem Pferd auf Tour zu sein, den Rhythmus zu spüren, welcher vom Pferd vorgegeben wird.

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8. August 2013, Tag 37, 26.7 km (934.3)
"Üüfi und apha" (hinauf und hinunter), für die Flotronler aus Meiringen

Wir erwachten etwas zerknautscht nach einer Nacht auf der Empore der Reithalle. Vor allem mein Schienbein machte mir Sorgen, schon am Tag zuvor konnte ich nur unter Schmerzen gehen, und am Abend war eine deutliche Schwellung zu sehen. Nachts wurde ich von den Schmerzen wach und ahnte Böses. Ich musste mich die ersten Kilometer ziemlich durchbeissen, und Sisko musste mich öfter tragen als sonst. Im Laufe des Tages ging es etwas besser. Wir werden sehen, wie sich das Bein die nächsten Tage entwickelt.

Nach wie vor führen die Etappen hoch und runter, so auch hier im Obererzgebirge zwischen Marienberg und Pfaffroda: Im Ort Popershau meisterten wir einen steilen Anstieg hinauf zum "Katzenstein", von dort hinunter an den Fluss "Schwarze Pockau" und anschliessend einen ausgeschwemmten Pfad wieder hinauf. Belohnt wurden wir immer wieder mit malerischen Ausblicken über das Erzgebirge sowie der Magie tiefer, stiller Wälder.

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Donald hat heute die Spendenkasse klingeln lassen und Menschen auf der Strasse angesprochen. Nach einem köstlichen Lunch, welcher immer noch aus Donald's Rucksack hervor kam, verabschiedeten wir uns etwa 5 km vor dem Tagesziel voneinander.

Kurz vor der Zielankunft begegnete ich einem älteren Herrn, der so voller Freude war, mich zu sehen und darüber, was ich mache, dass mir das Herz aufging. Eine tolle Begegnung zum Schluss des Tages. Er verabschiedete sich von mir mit den Worten: "Mit den besten Grüssen aus dem Bielatal!"

Am Hof von Isabel Bilz wurde ich schon erwartet. Sisko durfte erst einmal in die Box, um sich den Bauch voll zu schlagen und sich auszuruhen, und später auf die Weide für die Nacht. Das hat sich bewährt. Als ich nach dem Abendessen mit der ganzen Familie Sisko Hafer bringen wollte, kam uns eine Herde Mutterkühe entgegen gerannt - was für ein Bild! In der Folge mussten alle - mit vollen Bäuchen - mithelfen, Kühe einzufangen. Nach dieser Aktion spürte ich wieder ein deutliches Pochen in meinem Schienbein...

9. August 2013, Tag 38, 29.8 km (964.1)
Mittleres Erzgebirge

Entspannt starteten wir in den Morgen, mit weniger Gepäck "an Bord". Kurz hinter Hallbach trafen wir ein Ehepaar, welches selbst drei Pferde hat, wunderschöne schwere Warmblüter polnischer Herkunft. Dem Mann blieb fast der Atem weg, als ich von meiner (inzwischen schon viele Kilometer langen) Reise mit Sisko berichtete.

Es ging weiter nach Pfaffroda und Dorfchemnitz, wo wir unsere Mittagsrast einlegten. Diese Pausen fallen seit einigen Tagen länger aus, weil Sisko durch die Auf- und Abstiege mehr Energie benötigt und somit längere Erholungsphasen. Heute hatten wir viel Glück: schöne Aussicht, super Grünfutter für Sisko und erst 30 Minuten später einsetzender Dauerregen bis zur Ankunft am Tagesziel. Seit den Tagen 1 und 2 fiel unterwegs kein Regen mehr, schon gar nicht in diesen Mengen!

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Toll, frische Wald-Himbeeren vom Strauch, direkt in den Mund, direkt vom Pferd aus. Himbeerstauden begleiteten uns schon die letzten Tage, und immer wieder gab es Gelegenheiten zuzugreifen, wo die Natur ihre Früchte darbot. Lecker! Landschaftlich gibt es nichts Neues zu berichten. Die Route führt uns immer noch hoch und runter, zwar immer seltener durch Wälder, aber wieder vermehrt über Wiesen und Felder. Nach dem heftigen Gewitter vom Dienstag sehen diese mancherorts katastrophal aus - die Ernte zu grossen Teilen vernichtet. Auch im Wald mussten ich und vor allem Sisko oftmals durch ausgespülte Wege balancieren, welche in den Fahrspuren knietief ausgespült waren.

Auf dem letzten Kilometer stieg der Weg aus dem Gimmlitztal hinauf nach Frauenstein zur Jugendherberge nochmals an. Hier ist seit einigen Jahren eine Wanderreitstation eingerichtet. Sisko schenkte seinem Unterstand keine Beachtung und entspannte lieber im strömenden Regen bei kühlen 10 Grad - der Spezialist.

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10. August 2013, Tag 39, 18.3 km (982.4)
Abschied vom Erzgebirge

Nach dem Frühstück in grosser Runde (zahlreiche Musikschüler und weitere Gäste der Jugendherberge) nahmen wir an diesem Tag die Strecke von Frauenstein nach Schmiedeberg zur Pferdepension Böhme unter die Füsse, Hufe und Räder. Das fest einbandagierte Schienbein machte heute weniger Beschwerden, doch noch haben diese nicht ganz nachgelassen. Ich versuche einfach, mich davon nicht entmutigen zu lassen.

Auf idealen, nicht markierten Reitwegen führte die Route zum letzten Mal (?) hoch und runter. Das Wetter zeigte sich von seiner angenehmen Seite, nur die zu Tausenden herumschwirrenden Fliegen nervten. Viele umgekippte Bäume im Wald zeugten vom letzten starken Gewitter. Um nicht hängen zu bleiben, musste Sisko seine Beine recht hoch heben. Übrigens: Die Packtaschen hielten bislang allen Streifzügen durch dichten Wald stand. Noch vor dem aufziehenden Regen war Sisko versorgt. Als Unterkunft für Reiter und Begleiter dienten dieses Mal Auto und Pferdeanhänger.

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Die ursprünglich geplante Route musste ich schon vor einigen Tagen verlassen. Ich buche jeweils zwei bis drei Tage im Voraus die Unterkünfte und stelle daraufhin die neue Route zusammen. Morgen werden wir die wunderschöne Altstadt von Dresden erreichen, und von da führt die Route grob gesagt durch die Laußnitzer und Königsbrücker Heide, dann Richtung Luckau und weiter durch das Biosphärenreservat Spreewald nach Neuendorf am See. Von dort östlich am Scharmützelsee vorbei über Streitberg nach Berkenbrück. Geplant ist die Ankunft am Sonntag, den 18. August.

11. August 2013, Tag 40, 21.7 km (1004.1)
Dresden, für meine Familie

Fast auf den Tag genau sieben Jahre nach meinem Studienabschluss in Dresden kehre ich mit Sisko in meine geliebte Stadt zurück. Ausgerechnet heute knacken wir auf unserer wunderbaren Reise zudem die magische 1000-Kilometer - Marke. Der Tag ist wahrlich aufregend und reich an Emotionen.

Von der Albertbrücke führte der Weg an der Elbe entlang und schliesslich vor die weltberühmte Frauenkirche.

Frauenkirche_Dresden

Nach dem natürlich obligatorischen Fotoshooting habe ich mich mit Sisko wieder davon geschlichen - hinüber auf die Neustadt-Seite, über eine Behelfsbrücke für Fussgänger, und von dort erneut der Elbe entlang bis zu unserem Picknick-Platz kurz vor der Waldschlösschenbrücke.

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Im Anschluss an das Picknick spazierten wir alle gemeinsam ein Stück elbaufwärts, bevor sich unsere Wege wieder trennten.

Durch die weit verzweigte Dresdner Heide gelangte ich schliesslich zu meinem Tagesziel, dem Reiterhof von Katrin Dietrich in Schönborn bei Radeberg - ein sehr schön renovierter Hof mit sehr netten Gastgebern. Während wir Menschen im alten Trafohäuschen logierten, verbrachte Sisko die Nacht zusammen mit dem 30-jährigen Haflinger im Offenstall.

12. August 2013, Tag 41, 22.5 km (1026.6)
Laußnitzer Heide, für Ulli

Sisko durfte am Morgen mit Haflinger "Wirbel" auf die Weide, während Papa und ich ganz entspannt und gemütlich frühstückten. Beim Satteln ist mir heute wieder aufgefallen, dass ich immer noch in die selben Löcher gurte wie am Anfang unserer Reise. Gegen 10 Uhr marschierten wir los nach Seifersdorf, dort durch den Schlosspark, hinauf auf den Steinberg (mit wunderbarer Aussicht - vielleicht schon bis nach Brandenburg?). Nach einer abenteuerlichen Unterführung störten wir am Wegesrand ein Techtelmechtel zweier junger Leute - die einzige Begegnung an diesem Tag.

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Die Reitrouten, auf denen ich heute in der Laußnitzer Heide unterwegs war, sind vorbildlich bezüglich Markierung, Anbindebalken und Bodenbeschaffenheit (in Sachsen darf nur auf Reitwegen geritten werden). Hier geht was! Sisko spürte den weichen Waldboden unter seinen Hufen und legte einen schwungvollen Trab hin. Ich konnte mir das Lächeln nicht verkneifen, das machte richtig Spass (und steigert die Vorfreude auf Brandenburg). Auch Wetter und Temperatur waren sehr angenehm...

Etappenziel des heutigen Tages war die Wanderreitstation Pension Heidebogen bei Michael Gansmüller in Tauscha. Beim Gedanken, Sisko mit Fliegendecke auf die Weide zu lassen, sagte ich mir schon, dass das nicht gut gehen würde, aber die kleinen fiesen Kriebelmücken plagten ihn doch sehr. Eine Stunde später "kämpfte" er mit der Fliegendecke, welche nun mit einer Vielzahl von Hufabdrücken versehen ist und drei weitere kleine Löcher aufweist.

Nach dem Abendessen und der Ankunft zweier Pilger stiessen wir auf den tausendsten Kilometer an. Ich probierte den selbst angesetzten Johannisbeerlikör, aus ungespritzten, handverlesenen Beeren aus dem sächsischen Garten - sehr lecker!

13. August 2013, Tag 42, 32.4 km (1059.0)
Willkommen in Brandenburg, für Simone

Die geplante Strecke sollte uns heute von Tauscha über Sacka an Stölpchen vorbei nach Lüttichau-Anbau führen, entlang des Naturschutzgebietes Königsbrücker Heide (ehemaliges militärisches Gelände und Sperrgebiet, welches nicht betreten werden darf). Unterwegs war es stellenweise sehr windig und recht frisch, für kurze Zeit regnete es auch - ideales Reitwetter im Grunde genommen.

Ich schaute auf die Uhr: 13:08, am 13.08. In diesem Moment betraten wir das Land Brandenburg! Die Sonne schien, der Himmel erstrahlte in sattem Blau, und Sisko erleichterte sich einen Meter vor dem Übertritt nach Brandenburg noch auf sächsischem Boden...

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Ich musste daran denken, wie wir in wenigen Tagen in der Schweiz die Kantone durchschritten, während wir in Deutschland rund zehn Tage nur durch das Bundesland Sachsen geritten sind. Wahnsinn, diese Dimensionen, welche sich auch in der Landschaft widerspiegeln. Während bis Dresden Fichten- und Buchenwälder dominierten, bestimmen seither Kiefern und Eichen das Landschaftsbild. Im Anschluss an die letzte gemütliche Pause bei Kaffee und Kuchen kamen wir schliesslich nach rund 32 km am Etappenziel in Weidmannsruh (südlich von Lauchhammer gelegen) bei Achim Schöbel an. Hier wurde uns eine leckere Wildgulaschsuppe aus eigener Produktion serviert.

14. August 2013, Tag 43, 32.8 km (1091.8)
Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft, für André ;-)

Sisko war heute Morgen sehr nervös und immer auf Zack. Die Ursache war wohl das hier eingezäunte Wild, dessen Geruch ihn schon am Vorabend verunsichert hat, und ausserdem die seltsam riechenden und quiekenden Schweine.

Auf dem ersten Streckenabschnitt von Weidmannsruh über Lauchhammer Süd und Ost boten sich mir erschreckende Anblicke. Noch nie auf meiner Reise habe ich so viel Abfall im Wald und am Wegrand gesehen wie hier. Den Ort Lauchhammer hinter uns lassend, ritten wir in den Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft ein. Das war echt schön - die Landschaft so beindruckend und anders wie bisher.

Wir setzten den Weg fort zum ehemaligen Tagebau "Klettwitz Nord" und zum Besucherbergwerk "Abraumförderbrücke F60" - sehr imposant. Umgeben von der Heidelandschaft mit eher kleinen Kiefern und Birken, dazwischen das berühmte Heidekraut, immer wieder Teiche und Seen. Der Wind blies uns zwar gehörig um die Ohren, aber das passte eben auch hierher. Der einzige Nachteil war das magere Gras, Sisko musste sich deswegen bis zu seiner mittäglichen Fresspause noch ein bisschen gedulden.

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Die letzten Kilometer führten durch den Wald nach Schacksdorf, und weiter über Betten nach Massen, zu Bernd Große. Sisko bekam eine geräumige Box mit viel Heu und Stroh. Wir Menschen haben unser Essen im "Dix" zu uns genommen: Bauernfrühstück und Salat, sehr fein. Dazu gab es ein Ständchen vom Saxofonisten, zwar nicht für mich direkt, jedoch trotzdem passend an meinem 31. Geburtstag...

15. August 2013, Tag 44, 40.8 km (1132.6)
Naturpark Niederlausitzer Landrücken

Die noch verbleibenden Tage meiner Reise von der Schweiz nach Brandenburg bin ich mit Sisko wieder allein unterwegs. Dass der heutige Tag so lang und anstrengend werden würde, konnte ich beim Aufstehen und Packen noch nicht ahnen. Auch nicht, dass die ehemaligen Tagebaulöcher und Kiesgruben mich vor schwierige Entscheidungen stellen würden. Aber nun von vorne.

Nach der Überquerung der "Schwarzen Elster" folgte ich für etwa zwei Stunden einer wirklich abwechslungsreichen Route durch schönsten Wald. Im Ort "Fürstlich Drehna" musste ich mich entscheiden, ob ich auf direktem Weg weiter nach Zinnitz reiten oder einen grossen Umweg in Kauf nehmen würde. Obschon die Strasse mehr oder weniger Sperrgebiet ist, suchte ich vergeblich nach einer verbindlichen Absperrung oder Schranke. Mutig folgte ich der Strasse, musste aber bald - den Spuren eines Quad folgend - einen neuen Weg suchen, da diese plötzlich "vom Erdboden verschluckt" war. Mein Herz schlug bisweilen ein bisschen schneller, aber ich vertraute auch auf Siskos Instinkte, denn würde sich ausgerechnet hier und jetzt die Erde bewegen, spürte er es wohl rechtzeitig.

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Ein langer asphaltierter Fahrradweg führte dann von Zinnitz nach Willmersdorf und weiter nach Alteno. Der Tag zog sich wahrhaftig in die Länge, meine Füsse schmerzten, und auch Siskos Motivation pendelte sich auf einem historischen Tiefststand ein. Sein Hunger hingegen steigerte sich stetig und erreichte alsbald ein Allzeithoch. Erst nach 18 Uhr kamen wir bei Familie Michelchen in Duben an. Die restlichen Abläufe sind schnell erzählt: Sisko versorgen, Route für den kommenden, drittletzten Tag anschauen, danach mich selbst verpflegen und endlich schlafen.

16. August 2013, Tag 45, 37.8 km (1170.4)
Biosphärenreservat Spreewald, für alle deutschen Spender

Die drittletzte Etappe führte mich von Duben nach Neuendorf am See. Im Wald zwischen Kaden und Niewitz bot sich mir ein bereits bekannter Anblick (selbst Sisko staunte):

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Zwei Förster aus dem Revier inspizierten gerade eine Ladung Holz. Bei dieser Gelegenheit sprach ich sie auf die Abfallproblematik an. Man hoffe schon, endlich mal einen Abfallsünder auf frischer Tat zu ertappen. Aber selbst das wäre nur eine kleine Genugtuung, denn anscheinend fallen die Strafen einfach zu gering aus. Ich jedenfalls bin echt überfragt und kann es nicht nachvollziehen, warum Menschen ihren Müll - von der Plastikflasche bis zum Pflasterstein, vom Bonbonpapier bis zum Sofa - im Wald entsorgen.

Nach Niewitz kam mir ein rollender Bäcker entgegen - hier auf dem Land kommt der Bäcker noch zu den Bürgern. Ich nutzte natürlich die Gelegenheit, um ein bisschen Lunch einzukaufen. In Lubolz habe ich netterweise von einer Frau einen Eimer Wasser und einen Apfel für Sisko sowie eine Nektarine für mich erhalten. Während Bayern auf Sonnenenergie setzt, stehen in Brandenburg viele Windkrafträder, welche fast immer am Horizont oder in nächster Nähe präsent sind. Landschaftlich interessant wurde es ab Lubolz, wo wir das Biosphärenreservat Spreewald betraten. Auch die eine oder andere Mücke begrüsste uns dort. Dem "Gurkenradweg" folgend, legte ich grosse Teile der Strecke zu Fuss zurück. An dieser Stelle möchte ich auf die oft gehörte Aussage "Pferde sind doch zum Reiten da!" eingehen. Genau - aber ein Pferd ist für mich darüber hinaus noch viel mehr, zudem möchte und muss ich auch zu Fuss gehen, zumal dies sowohl Entlastung als auch Abwechslung für Sisko und mich bedeutet.

Von Krausnick gelangten wir über Gross Wasserburg in die Region Unterspreewald. Während ich auf dem "Gurkenradweg" noch sehr vielen Fahrradfahrern begegnete, konnte ich hier die Einsamkeit, die Ruhe und die schöne, fast unberührte Natur geniessen - einem traumhaften Weg folgend, der sich entlang einer Wiese am Waldrand schlängelte.

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Dann erreichte ich das Tagesziel bei Annette und Dirk (Pferde- und Freizeithof Koplin) am Neuendorfer See. Freundlich wurden wir aufgenommen, Sisko steht die Nacht über auf der Weide. Während wir ein kühles Bier geniessen, galoppiert Sisko schwungvoll über die Weide - und das nach 45 Tagen Dauereinsatz!

17. August 2013, Tag 46, 21.8 km (1192.2)
Naturpark Dahme-Heideseen, für Jennifer

Die vorletzte Etappe führte mich entlang des Neuendorfer Sees nach Limsdorf, weiter nach Möllendorf und Behrensdorf bis zur letzten Übernachtungsstation in Glienicke auf dem Reiterhof Schiemann.

Die Strecke war typisch für Brandenburg. Oftmals säumten Birnen-, Apfel- oder Pflaumenbäume unseren Weg. Sisko lief wie ein Staubsauger über den Feldweg und verschluckte die am Boden liegenden Früchte. Ich musste ihn teilweise richtig bremsen, denn die Früchte waren entweder noch nicht ganz reif oder schon gegoren. Ich konnte die eine oder andere reife Brombeere pflücken, alle anderen Früchte waren mir noch zu sauer. Links und rechts dieser "Fruchtalleen" wurde Korn gedroschen und Stroh gepresst.

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Nachdem André mit Auto nach einer langen Fahrt aus der Schweiz kurz vor 20 Uhr bei mir eingetroffen war, fuhren wir hinüber zum Scharmützelsee und verbrachten den Abend im Hafenrestaurant am Scharmützeleck bei einem Gläschen Weisswein und Flammkuchen bis in die dunkle Nacht hinein.

18. August 2013, Tag 47, 28.6 km (1220.8)
Mein Traum wird wahr, für Sisko

Nach dem Aufstehen war mir noch nicht richtig bewusst, dass nach 46 Tagen auf Tour heute wirklich der letzte Tag angebrochen war und ich mit Sisko nach über 1200 km nun tatsächlich Berkenbrück erreichen würde.

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Auf der letzten Etappe meiner langen Reise wurde ich von André begleitet. Zusammen wanderten wir zu Fuss durch die Wälder, wobei wir uns regelmässig klebrige Spinnfäden, welche quer über die Wege gespannt waren, aus den Gesichtern und von den Armen wischen mussten.

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Die Lust auf ein kühles Blondes wurde mit jedem Kilometer grösser, andererseits blieb aber die Suche nach einer Gaststätte ohne Erfolg. Somit bestellten wir uns das ersehnte Bier kurzerhand telefonisch bei meinem Bruder Basti, der dieses netterweise nach Streitberg brachte.

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Wir folgten später dem Spree-Radweg bis nach Fürstenwalde bzw. bis zur nächsten Brücke, das Ziel praktisch schon vor Augen - nur die Spree trennte uns vom etwa 500 Meter entfernten Berkenbrück. Am Ortseingang erwartete uns bereits ein "Späher". "Ich weiss, wer Sie sind!", sagte der kleine Mann zu mir und radelte mit seinem Fahrrad los, als ob es kein Morgen gäbe. Weitere Kinder folgten ihm, und "zufällig" bogen sie alle in die Lindenstrasse ein. Eine ältere Dame rief uns noch zu: "Von Euch habe ich gelesen!". Dann entdeckten wir die Luftballons an der Strassenecke. Mein Herz schlug nun doch etwas schneller, als wir in die Lindenstrasse einbogen. So viele Menschen habe ich in dieser Strasse noch nie gesehen. Ein riesiges Plakat überspannte die "Schaulustigen" - Familie, Freunde, Nachbarn...

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Dieser Moment ist kaum in Worte zu fassen, auch jetzt habe ich wieder Tränen in den Augen - ein atemberaubender Empfang. Wir umarmten uns, weinten und lachten, und die Kinder fütterten Sisko mit riesigen Mohrrüben frisch vom Feld. Er genoss die Aufmerksamkeit und die zahlreichen Streicheleinheiten, welche er sich auch mehr als verdient hat. Im Anschluss an diese grandiose Überraschung haben wir alle bei Kaffee und Kuchen zusammen gesessen. Ich berichtete und erzählte von meiner Reise - richtig fassen und begreifen werde ich viele Dinge aber erst später.

Eine unglaublich beglückende Reise geht hier zu Ende.